Innere Kind Retten n. Kahn

Gabriele Kahn Das Innere-Kinder-Retten –
eine Methode der imaginativen Traumatherapie (2008)

Druckversion von http://www.traumatherapie.de/users/kahn/kahn.html

auch erschienen in: Trauma & Gewalt 1 (2008), S. 48-52

Zusammenfassung

Es wird eine sehr schonende Methode der Traumaverarbeitung bei früher, insbesondere sexueller Komplextraumatisierung beschrieben, die nicht mit Traumaexposition arbeitet, sondern die Dissoziationsfähigkeit von früh Traumatisierten nutzt, um ohne Retraumatisierung die betroffenen Kindanteile in Sicherheit zu bringen und dadurch zu heilen.

Dies wird erreicht, indem zusätzlich zum Inneren Sicheren Ort der/des Erwachsenen ein zweiter, separater Sicherer Ort für Kindanteile geschaffen wird. In gut vorbereiteten Rettungsaktionen, durchgeführt nicht von der Erwachsenen, sondern von idealen, imaginierten HelferInnen, werden die traumatisierten „Kinder“, eins nach dem anderen, an ihren Sicheren Ort gebracht, bleiben dort und erhalten ideale Unterstützung.

Durch dieses Vorgehen wird die Erwachsene nicht mit traumatisierten Anteilen kontaminiert, und nach der Rettung verursachen diese sofort keinerlei Symptome mehr, selbst bei Kontakt mit Triggern nicht, sondern sind wirklich geheilt und integriert. Wie wir seit einiger Zeit wissen, verdanken wir diese Möglichkeiten den Spiegelneuronen unseres Gehirns.
Positive Veränderung – Lernen, das Lösen alter Ängste, Integration, Heilung – ist für unser Gehirn nur möglich, wenn wir uns ausgeglichen und vor allem in Sicherheit fühlen. Diese Voraussetzung ist in der Psychotherapie durch die sichere Umgebung und die vertrauensvolle Beziehung zur/m TherapeutIn gegeben.

In der Traumatherapie ist dies jedoch nicht selbstverständlich, da der Angstpegel der PatientInnen störungsbedingt extrem hoch ist. Insbesondere bei komplexen Traumatisierungen in der Kindheit, und speziell bei sexuell Traumatisierten, ist eine geraume Weile der Stabilisierung nötig, bis dieser ausgeglichene Zustand ansatzweise erreicht wird. Erst dann ist Traumaverarbeitung möglich.

Daraus ergibt sich das viel diskutierte Dilemma der Behandlung dieser PatientInnen: Selbst wenn emotionale Stabilität in der Gegenwart erreicht werden kann, geht sie sofort verloren, sobald man sich den Traumata mental nähert, gleichgültig mit welchem der geläufigen Verarbeitungsansätze, mit EMDR, Screentechnik oder anderen Expositionsmethoden.

Wird dennoch die Exposition fortgesetzt, ist die Gefahr von (teilweiser) Retraumatisierung groß. Aus der Suche nach Möglichkeiten, diesem Dilemma zu entgehen, haben sich verschiedene Ansätze entwickelt, das traumatische Aktivierungspotential während der Verarbeitung gering zu halten: Einerseits durch Feinstdosierung und (selbst)gesteuerte Kontrolle der Exposition, andererseits durch Verstärkung der gleichzeitigen Ressourcen (körperlichen wie psychischen), was beides das Risiko vermindern, jedoch nicht beheben kann.

In den letzten sechs Jahren habe ich aus der traumatherapeutischen Praxis heraus eine Methode entwickelt, die – bei guter Vorbereitung und sorgfältiger Ausführung – Retraumatisierung durchgängig verhindert, auch bei Schwersttraumata.

Eine zugrunde liegende und vielfach überprüfte Prämisse ist, dass es für die Verarbeitung und Heilung der Traumatisierungen nicht, wie bisher angenommen, notwendig ist, die Traumata mit allen zugehörigen Erlebnismodalitäten im Detail durchzuarbeiten. Es ist lediglich nötig, dem Gehirn zu ermöglichen, den traumatisierten (und mehr oder weniger abgespaltenen) Ich-Anteil konkret zu identifizieren und dann aktiv in Sicherheit bringen zu lassen.

Retraumatisierung wird dadurch konsequent vermieden, dass die/der Erwachsene während der Rettungsaktion, die durch ideale HelferInnen durchgeführt wird, an ihrem Sicheren Ort bleibt, so dass sie mit der Traumatisierung überhaupt nicht in Berührung kommt. Traumatisierte Patient-Innen sind durch ihre Störung meist hoch geübt im Dissoziieren, so dass ihnen diese positive Dissoziation nicht allzu schwer fällt

Über uns admin

Heilpraktikerin für Psychotherapie, Hypnosetherapie und Traumahilfe in Praxis-Freier in 91207 Lauf

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